Der ganz normale Wahnsinn - Oktober 2008

2008-10-27 08:36 CET  [direkter Link]
Das sind zwar alte Nachrichten, aber da mir die Zeit fehlt hätte ich fast vergessen, dazu etwas zu schreiben.
Kommunen melden grobe Fehler bei Ausgabe der neuen Steuernummer (Quelle: Heise)
In einigen norddeutschen Gemeinden läuft bei der Anfang August gestarteten Ausgabe der neuen, bundesweit einheitlichen Steueridentifikationsnummer etwas gehörig falsch. Bürger werden plötzlich mit falschen Geburtsnamen bedacht und in Ausländer verwandelt, ihre Geburtsorte kurzerhand verlegt. Besonders hoch ist die Fehlerquote in Stade. "Gefühlte 100 Prozent der versandten Bescheide sind mit falschen Daten versehen", erklärte der Vize-Bürgermeister der niedersächsischen Kleinstadt, Dirk Kraska, gegenüber heise online.

Interessant ist auf jeden Fall, dass über mögliche Ursachen nichts bekannt wurde. Vielleicht will das Bundeszentralamt nicht, das etwas über deren Softwarequalität bekannt wird? Oder kommen die verantwortlichen Programmierer vielleicht aus Stade? An reinen Zufall glaube ich jedenfalls nicht.
2008-10-27 08:12 CET  [direkter Link]   (letzte Änderung: 2008-10-27 19:29 CET)
Dass die neuen Steuernummern die Verwaltung überfordern, ist jetzt ja schon lange bekannt (siehe nächsten Eintrag).
Aber bei solchen Meldungen frage ich mich schon, wozu dann eigentlich noch ein weitere Volkszählung benötigt wird?
Datenchaos in den Meldeämtern (Quelle: Hamburger Abendblatt)
[...] Das Problem: Per Gesetz erhält jede "natürliche Person" eine Steuernummer, die lebenslang dieselbe bleibt, sie wird also ab Geburt vergeben. Das Bundeszentralamt muss so Nummern für rund 1,7 Millionen Menschen verteilen - und das läuft zurzeit alles andere als reibungslos. Sobald eine Nummer nicht ordentlich zugestellt werden kann, muss der Problemfall vom zuständigen Meldeamt einzeln überprüft werden.
2008-10-22 22:42 CEST  [direkter Link]
Martin Hellmann hat eine wirklich lesenwerte Risikoanalyse über Nuklearwaffen erstellt:
Soaring, Cryptography and Nuclear Weapons
2008-10-22 21:24 CEST  [direkter Link]
Wenn sich solche Methoden weiter verbreiten, könnte der PvP Mode in Computerspielen eine völlige neue Bedeutung bekommen:
US-Wahlkampf geht auf Spielkonsolen und im Netz in die heiße Phase (Quelle: Heise)
Barack Obama hat als erster US-Präsidentschaftskandidat virtuelle Plakatwände in Computerspielen als Werbefläche für sich entdeckt. Die Anzeigen, die über den Start der Vorwahlphase informieren und auf die Webseite des Demokraten verweisen, laufen in insgesamt 18 Games von Electronic Arts (EA) und werden mit Updates übers Internet geladen.
2008-10-20 22:28 CEST  [direkter Link]   (letzte Änderung: 2008-10-20 22:29 CEST)
Es ist doch immer wieder erstaunlich, dass Menschen ihre körperlichen Bedürfnisse in virtuellen Welten zu verwirklichen suchen.
Wobei das bei diesem neuen Trend aus Japan vermutlich sogar schwieriger ist als im echten Leben:
Japanese Girl Sensation: Virtual Boyfriends (Webkare)
In Japan, girls are crazy over virtual boyfriends. Webkare (Web Boyfriend in Japanese), a mix between a social network and dating simulation site, is Nippon’s newest web sensation.
Andererseits kann es mitunter auch sehr schwierig sein, beides miteinander zu verbinden:
Porn Mode On
2008-10-18 18:31 CEST  [direkter Link]
Nach den Olympischen Spielen versucht China jetzt auch noch Überwachungsweltmeister zu werden. Angesichts des Bevölkerungspotentials dürfte es Großbritannien schwerfallen, dabei mitzuhalten. Fragt sich nur wann China auch die Orwellsche Dystopie der totalen Überwachung verwirklicht.
Peking fotografiert und erfasst Internet-Nutzer (Quelle: Heise)
Ab 2009 soll jeder Besucher eines Internet-Cafés fotografiert, identifiziert und erfasst werden. Das berichtet die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua. Im Juni führte die Stadt eine Registrierung über Namen und Personalausweis ein. Bis Dezember müssen alle Internet-Cafés im Stadtgebiet Kameras installiert haben und die Daten erfassen.
2008-10-17 00:02 CEST  [direkter Link]
Eigentlich wollte ich schon lange etwas zum Umgang mit Kundendaten schreiben. Angesichts der Skandalrate bei der Telekom und anderswo schaffe ich es aber nicht mehr, Quellen für alle grösseren Vorfälle zusammenzutragen - es sind einfach zu viele.
2008-10-16 23:58 CEST  [direkter Link]   (letzte Änderung: 2008-10-16 23:58 CEST)
Das ist mal wieder sehr bezeichnend für das Bürokraten-Bildungssystem Deutschlands. Innovation ist anscheinend nur möglich, wenn es nicht auffällt.
Fittester IT-Lehrer ist keiner mehr (Quelle: taz)
Der Magdeburger Olaf Kleinschmidt bekommt einen Preis als bester Computerpädagoge. Allerdings hat er sich bereits beurlauben lassen, weil Schulen ihm zu träge sind.
2008-10-12 20:01 CEST  [direkter Link]   (letzte Änderung: 2008-10-12 20:09 CEST)
Wenn man alle möglichen Ursachen ausgeschlossen hat, kommen nur noch die unmöglichen in Frage:

Single-Hai wird Mutter (Quelle: Netzeitung) Das Schwarzspitzenhai-Weibchen in einem Aquarium im US-Staat Virginia hatte nachweislich keinen Sex mit einem anderen Hai – denn den gibt es dort nicht. Kein Wunder also, dass dem Genmaterial ihres Neugeborenen etwas fehlte.

Diese Denkweise ist wohl auch in anderen Bereichen sinnvoll. Denn wer hätte es für möglich gehalten, dass die Daten der eben im Supermarkt genutzten Kreditkarte direkt in Pakistan landen?
Manipulierte Kreditkartenleser funken Daten nach Pakistan (Quelle: Heise) In einigen Kreditkartenlesern großer Lebensmitteldiscounter wurden kleine Zusatzplatinen entdeckt, die Kreditkartendaten sammeln und einmal am Tag per Mobilfunk an eine Nummer im pakistanischen Lahore senden. [...]
2008-10-12 00:41 CEST  [direkter Link]   (letzte Änderung: 2008-10-12 00:51 CEST)
Da gibt es jetzt auch noch einen Neurowissenschaftler, der sich vehement gegen Computerspiele und Fernsehen ausspricht:
"Medienkompetenz auszubilden ist ein ganz großer Irrweg" - ein Erfahrungsbericht vom Symposium "Spielewelten der Zukunft"(Quelle: PC Games)
[...] "Medienkompetenz auszubilden ist ein ganz großer Irrweg!" Jugendliche schon frühzeitig an die neuen Medien zu gewöhnen, so Spitzer, komme dem Versuch aus den 70er Jahren gleich, Kinder von Drogen fernzuhalten, indem man in den Schulen von den negativen Wirkungen der Substanzen erzähle. Die Kinder würden nur noch neugieriger und dadurch anfälliger für die Gewalt in den neuen Medien. "Sie müssen nicht lernen, mit Heroin umzugehen!", eine Gleichsetzung, die den Saal im Sonneberger Gesellschaftshaus zum Raunen bringt.

Zunächst muss man wohl das Offensichtliche feststellen, dass nämlich ein Medium eben das ist - nur ein Transportmittel, welches inhaltlich meist eher neutral bleibt. Daher geht es bei Medienkritik und Medienkompetenz selten um das Medium an sich sondern oft vielmehr um die übermittelten Inhalte, die bei demselben Medium durchaus sehr verschiedenartig sein können (auch wenn dies vielleicht nicht jedem bewusst ist).
Aber betrachtet man die zitierte Aussage genauer, fällt schnell ein weiterer Widerspruch auf. Wer Medienkompetenz als Irrtum bezeichnet, kann diese nur schwerlich für sich in Anspruch nehmen. Wieso ist also jemand, der die nähere Auseinandersetzung mit einem Medium (oder gar dessen Inhalten) ablehnt der Ansicht, darüber urteilen zu können? Daraus leitet sich sogleich die Forderung ab, inkompetente Diskussionsteilnehmer in Zukunft zu ignorieren.
Somit sehe ich keinen Anlass, hier noch auf die Drogen-Argumentation einzugehen (obwohl es gerade mit Alkohol und Zigaretten diskussionwürdige Ansatzpunkte gibt).
2008-10-09 16:14 CEST  [direkter Link]
Jetzt ist schon die Software Schuld, wenn US Bürger als Terroristen eingestuft werden.

Einem Artikel der Washington Post zufolge, wurden 53 nicht gewalttätige Aktivisten gegen Todesstrafe als Terroristen eingestuft und länger als 1 Jahr heimlich überwacht.
Obwohl den Verantwortlichen bewusst war, dass diese Eintragungen falsch waren wurden sie vorgenommen, weil die verwendete Software keine passendere Auswahlmöglichkeit aufwies:
Both Hutchins and Sheridan said the activists' names were entered into the state police database as terrorists partly because the software offered limited options for classifying entries.
Trotzdem wurden diese Einträge auch an andere Behörden weitergereicht und in verschiedenen Datenbanken eingetragen.
Einem Antikriegs-Aktivist wurden dabei die beiden "Verbrechen" terrorism-anti-government und terrorism-anti-war protesters.


Klingt für mich fast so, als ob da noch einige Beamte aus der McCarthy-Zeit erhalten geblieben sind.
2008-10-02 22:55 CEST  [direkter Link]   (letzte Änderung: 2008-10-02 23:29 CEST)
Wie kann man auch nur annehmen, Gentechnik zu beherrschen, wenn man nicht mal Bienen richtig einschätzen kann?
Hamburger Abendblatt: Honig in den Sondermüll
Zum ersten Mal musste ein Imker in Deutschland seinen Honig als Sondermüll entsorgen. Die Jahresernte des Freizeit-Imkers Karl Heinz Bablok, 342 Kilo Honig und Met (Honigwein), landete Anfang der Woche in den Kesseln der Müllverbrennungsanlage Augsburg. Der Grund: In dem beliebten Brotaufstrich waren gentechnisch veränderte Blütenpollen entdeckt worden. Sie stammen von Feldern, auf denen die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft gentechnisch veränderten Mais (MON810) anbaut.

Aber vermutlich werden Imker dann einfach von Gentechnik-Konzernen aufgekauft.
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